Was die COMTÉ-Bauern zur Erhaltung und Verbesserung der Weiden tun
Themen wie Klimaschutz und Nachhaltigkeit haben heute oberste Priorität. Allerdings haben die vorgeblichen Klimaschutz-Maßnahmen nicht immer viel mit dem Schutz der Umwelt zu tun. Die Milchbauern in der Region Burgund Franche-Comté richten ihren Fokus konsequent auf den Erhalt und die Verbesserung der Bodenqualität ihrer Weiden. Das ist echter Umweltschutz.
Wir haben an dieser Stelle schon mehrfach über das für die Qualität und den Geschmack des COMTÉ so wichtige Terroir gesprochen. Terroir ist vereinfacht gesagt mit der Qualität der Wiesen und Weiden, mit der Beschaffenheit und Vielfalt der Umwelt, in der die Milchkühe leben, also mit der Güte der Böden gleichzusetzen. Somit hat der Schutz des Terroirs für die Milchbauern in der Franche-Comté oberste Priorität. Immerhin sind es die zahllosen Gräser, Kräuter und Blühpflanzen, die dafür sorgen, dass jeder COMTÉ von jeder Käserei ein bisschen anders schmeckt.
Um diese so wichtige Vielfalt der Pflanzenarten auf den Wiesen zu gewährleisten, kümmern sich die Bauern hingebungsvoll um ihr sogenanntes „Dauergrünland“. Zum Hintergrund: Von den gesamten Grünfutterflächen in der Region Burgund Franche-Comté sind 85,6 Prozent Dauergrünland (Quelle: Draaf 2020). Darunter versteht man eine permanente oder natürliche Wiese, also eine Grasfläche mit einer großen Vielfalt an Pflanzenarten, die seit mindestens fünf Jahren weder umgebrochen noch neu eingesät wurde.
Dauerwiesen sind „Gold“ für den COMTÉ
Das neue COMTÉ-Lastenheft, das im November dieses Jahres verabschiedet werden soll, schreibt vor, dass die AOP-Milcherzeuger, also die Milchbauern in der Zone mit geschützter Ursprungsbezeichnung, mindestens 50 Prozent ihrer Futterflächen als Dauergrünland nutzen müssen. Dies sei allerdings nur ein Minimum, das tatsächlich weit übertroffen werden müsse, mahnte Alain Mathieu, Präsident des CIGC. Ansonsten sei dies ein deutlicher Rückschritt gegenüber der aktuellen Situation. Auch bemerkte Mathieu, dass „vorschreiben“ eher nicht der richtige Ausdruck sei, denn die Bauern wüssten sehr genau um die große Bedeutung und vielen Vorteile der Dauerwiesen – sie seien wahres Gold für den COMTÉ!
Die native Flora der Wiesen verleihe der Milch und später dem Käse den einzigartigen Geschmack des Bodens, auf dem sie gedeiht. Wenn der COMTÉ nicht von einer Käserei zur anderen gleich schmecke, so liege das in erster Linie daran, dass das Gras, welches die Kühe in Pleure in der jurassischen Ebene fressen, bei weitem nicht das gleiche sei wie das in Trévillers im Haut-Doubs. Außerdem seien diese diversen Pflanzen das Heilmittel gegen viele Übel: „Einige bekämpfen Parasiten, andere sorgen für Appetit, fördern die Milchbildung, unterstützen die Verdauung oder helfen bei der Bekämpfung von Infektionen. Es ist alles da, auf den bunten Wiesen, die unsere Landschaften verschönern“, unterstrich Mathieu.
Klimawandel? Jetzt erst recht!
Genau aus diesem Grund tun die Milchbauern alles, um diese wertvollen “Alten” zu erhalten. Es gilt, sie vor der durch den Klimawandel zunehmenden Austrocknung zu schützen, ihre Verdichtung aufgrund weniger starken Frost-/Auftauperioden zu verhindern und die Krustenbildung bei lehmigen Böden nach starkem Regenfall zu vermeiden. Auch Wühlmäuse sind eine Herausforderung, da sie die Wiesen beschädigen und Vegetationslücken schaffen, in denen sich häufigere und weniger gute Futterpflanzen ansiedeln können. „Es ist also nicht einfach, natürliche Wiesen zu erhalten, aber wir lieben Herausforderungen!, kommentierte Mathieu die Situation zuversichtlich.
Fragt man den Experten Jean-Marie Curti, wie kann man die floristische Vielfalt auf Naturwiesen erhalten könne, antwortet der Agronom bei der Landwirtschaftskammer des Departements Doubs folgendes: “Einer der ersten Hebel zur Steuerung der Flora ist die Düngung. Man muss den Düngewert der ausgebrachten organischen Bodenverbesserer kennen und ihre Dosierung pro Hektar anpassen. Es gibt hier keine allgemeingültigen Regeln, alles hängt vom Boden und seinen Bedürfnissen ab. Eine Überdüngung würde bedeuten, dass man Arten wie Blacken oder Disteln, die Nitrat lieben, auf seine Parzelle einlädt“. Der Experte nennt noch weitere Punkte, auf die zu achten sei: Man müsse Verdichtungen durch den Tritt von Rindern und das Befahren von nicht abgetrockneten Böden mit immer schwereren Maschinen vermeiden. Ebenso sei die Überweidung der Wiesen in Verbindung mit Dürre “furchtbar zerstörerisch“, wie auch der Schnittrhythmus von großer Bedeutung sei.
Geschädigte Dauerwiesen regenerieren?
Sylvie Bombrun, Agronomin bei der Landwirtschaftskammer des Jura, rät zur Regenerierung beschädigter Dauerwiesen: “Die Wiese ist das Spiegelbild dessen, was darunter passiert, die Funktionsweise des Bodens ist der Schlüssel. Findet man heraus, was nicht funktioniert, kann man daran arbeiten, genau dies zu verbessern“. Die Beraterin versichert, dass das Vorhandensein bestimmter Arten auf einer Wiese einen wichtigen Hinweis auf die angewandten landwirtschaftlichen Praktiken gibt. “Dies ermöglicht eine erste Diagnose”, sagt sie, die derzeit an zwei Arten von Experimenten arbeitet: Zum einen die mechanische Belüftung der Böden mit Vertikutier- oder Dekompaktiergeräten. Zum anderen der Versuch, Basalt in Kombination mit Mist und fermentierten Pflanzenextrakten in die Böden einzubringen. Das sei das Fruchtbarkeitsdreieck, um verdichteten Böden ohne biologische Aktivität wieder Leben einzuhauchen. Aber auch andere Techniken, wie etwa das Besanden von Wiesen, um den PH-Wert anzuheben, scheinen gute Ergebnisse zu zeigen und werden getestet.
Wir brauchen uns also keine Sorgen um die hervorragende Qualität der Böden in der Franche-Comté zu machen. Die Experten kümmern sich perfekt darum. Zu ihnen zählen auch die Milchkühe selbst, die mit ihrem Dung die Böden regelmäßig „pflegen“.