Wasser sparen mit Verstand
In der Franche-Comté weiß man um den Wert des Wassers. Vielleicht liegt es an der Nähe zur Natur, vielleicht am Blick für das Wesentliche. Klar ist: Wer Käse wie den COMTÉ herstellt, braucht Wasser – für die Kühe, für die Verarbeitung, für die Pflege der Reifekeller. Und doch tut sich etwas in der Branche. Nicht laut, nicht plakativ, sondern leise, pragmatisch und wirkungsvoll.
Der Großteil des Wasserbedarfs in der COMTÉ-Wertschöpfungskette entfällt auf die Höfe und Käsereien. Bei den Milchbauern ist das Tränken der Tiere der größte Posten – rund 80 Prozent des Wasserverbrauchs. Der Rest wird für das Reinigen von Melkanlagen, Ställen und Geräten verwendet. „Bei einem Bestand von 53 Kühen kommt man schnell auf sieben Kubikmeter Wasser pro Tag“, erklärt Isabelle Forgue von der Landwirtschaftskammer im Doubs.
In den Käsereien wird Wasser für die Herstellung, das Reinigen der Produktionsanlagen und das Spülen gebraucht. Die hygienischen Anforderungen sind hoch – und doch sucht die Branche nach Lösungen, um sparsamer mit der Ressource umzugehen.
Regenwasser nutzen – mit System
Eine der vielversprechendsten Maßnahmen ist die Nutzung von Regenwasser. Seit 2020 wurden im Doubs fast 400 Anträge für Zisternenanlagen mit Aufbereitungssystemen gestellt – rund 15 Prozent aller Comté-Höfe. Manche Betriebe sind mittlerweile sogar vollständig wasserautark.
Auch in den Käsereien denkt man um: Reinigungssysteme werden so umgestellt, dass das letzte Spülwasser gleich für den nächsten Reinigungsgang genutzt wird. Wasserzähler helfen beim Aufspüren von Leckagen. Erste Betriebe setzen sogar Umkehrosmose-Anlagen ein, um Wasser aus der Molke zurückzugewinnen.
„Das ist erst seit Herbst 2024 erlaubt“, sagt Bertrand Henriot von Juraflore. Und es lohnt sich: Eine reine Comté-Käserei braucht etwa einen Liter Wasser pro Liter Milch – bei anderen Käsesorten kann der Verbrauch deutlich steigen.
Ein Beispiel aus der Praxis – der Hof der Familie Girard
Philippe Girard und sein Sohn Baptiste nutzten den Bau ihres neuen Stalls 2022 für einen zukunftsweisenden Schritt: Sie installierten eine Regenwassernutzungsanlage mit Trinkwasseraufbereitung. „Das Wasser läuft vom Dach in einen 480-Kubikmeter-Tank“, erklärt Baptiste. Von dort wird es über eine Pumpe in einen Pufferspeicher geleitet, mit Chlor aufbereitet und für Stallarbeiten, Melkstand und Tränken genutzt.
Zwischen Mai 2023 und Mai 2025 verbrauchte der Hof fast 4.000 Kubikmeter aufbereitetes Regenwasser – ohne einen Cent für Leitungswasser. Die Einsparung: über 5.000 Euro in zwei Jahren. Die Investition von 38.000 Euro wurde zur Hälfte durch Fördermittel getragen.
„Es war eine pragmatische, ethische und zukunftsorientierte Entscheidung“, sagt Baptiste. „In Zukunft wird Wasserknappheit eine echte Herausforderung. Umso wichtiger, dass wir Verantwortung übernehmen.“
Ein Dorf denkt mit – Val d’Usiers aktiviert alte Ressourcen
Auch in der Gemeinde Val d’Usiers, nahe Pontarlier, denkt man weiter. Nach drei trockenen Sommern beschloss Bürgermeister Aurélien Dornier – selbst Comté-Milchbauer – gemeinsam mit dem Gemeinderat, einen alten Trinkwasserbehälter wieder in Betrieb zu nehmen.
1.460 Kubikmeter fasst der Tank, der bis in die 1980er-Jahre die Wasserversorgung sicherstellte. Heute dient er zur Hälfte als Löschwasserreserve, zur anderen Hälfte dürfen lokale Tierhalter Wasser entnehmen – mit Vertrag und Eigenverantwortung für die Wasserqualität.
Landwirt Gilles Racle ist einer der Nutzer: „Eine Montbéliarde trinkt im Sommer bis zu 100 Liter am Tag – das Reservoir ist für uns eine echte Sicherheit.“ Früher dauerte das Befüllen einer Wasserfass-Tonne eine halbe Stunde, heute fünf Minuten. Die Qualität stimmt, das Wasser stammt aus Quellen. Analysen der Kooperative und ein gezielter Einsatz von Chlor sorgen für Hygiene.
Gemeinsam handeln – für heute und morgen
Die Wiederbelebung des alten Reservoirs kostete knapp 30.000 Euro, gefördert durch das Département Doubs. Freiwillige, Feuerwehrleute und Landwirte packten mit an.
Ein weiteres Beispiel aus Goux-les-Usiers zeigt, dass diese Haltung Tradition hat: Dort sorgt ein lokales Quellwassersystem seit Jahren für die Tränken auf den Höfen. „Diese Vielfalt an Bezugsquellen ist ein echter Reichtum, um zukünftige Wasserengpässe abzufedern“, sagt Bürgermeister Dornier.
Die Menschen in der Franche-Comté wissen: Gute Entscheidungen wachsen langsam. Und der beste Käse entsteht dort, wo Sorgfalt und Verantwortung zum Alltag gehören.