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Sylvain Javaux ist seit vielen Jahren mit Begeisterung Käser bei der kleinen Genossenschaft La Brune-La Mare. Neben diesem Beruf, den er als seine Berufung betrachtet, hat er noch eine zweite Leidenschaft, der er fast ebenso lange frönt: Er ist Schauspieler und Regisseur. Als Schauspieler steht er selbst im Rampenlicht, als Regisseur schreibt und inszeniert er seine eigenen Stücke.
Drei Säulen sind es, die das Leben von Sylvain Javaux tragen: Die Familie, der Käse und die Bühne. Seit mehr als 28 Jahren übt der groß gewachsene, schlanke Fünfziger, der immer ein Lächeln im Gesicht hat, seinen Beruf als Käser bereits aus. Und wenn er nicht gerade Käse macht, lebt er seit 25 Jahren als Schauspieler und Regisseur seine Liebe zum Theater aus.
Ermutigt durch seine Großväter, beide Bauern in der Franche-Comté, machte Sylvain zunächst das Abitur und begann 1994 ein Studium an der ENIL (Nationale Schule für Milch- und Lebensmittelberufe). In diesen drei Jahren fand er nicht nur seine berufliche Erfüllung, sondern auch Freunde fürs Leben und sogar seine Frau.
Mit dem Abschluss des „Brevet de Technicien Supérieur“ in der Tasche folgte ein Spezialisierungsjahr für Hartkäse, den Praxisteil absolvierte er in Chaux-Neuve. Hier hat er nach eigenen Angaben besonders viel gelernt – und genau das gibt er heute an seinen Kollegen Thierry Mouge und seine beiden Auszubildenden weiter.
Weitere Stationen waren die Käserei in Boujailles und dann La Brune, wo er diverse Veränderungen hautnah miterlebte. Dazu gehörte vor allem die Fusion von La Brune mit La Mare d’Arçon im Jahr 2005, wo er dann elf Jahre lang arbeitete, sowie die Eröffnung einer neuen Käserei im Dezember 2022. Dieser letzte Schritt war eine große Herausforderung für die kleine Kooperative, die aus lediglich neun Betrieben besteht – der Lockdown 2021 brachte die gerade begonnenen Bauarbeiten zum Halt. Doch am Ende haben sie es geschafft und heute sagt Sylvain Javaux: „Es ist weniger hektisch, meine mentale Belastung ist geringer und mit 50 muss ich mich körperlich nicht mehr so quälen.“
Doch nicht nur Sylvain ist mit dem Käse verheiratet, auch seine Frau Laëtitia, sie leitet das Labor der Monts de Joux in Bannans, sowie die älteste Tochter Emma, sie ist Käserin in der Kooperative von Doubs, leben und lieben den COMTÉ. Die beiden Söhne des Paares sind beruflich allerdings anderweitig unterwegs.
Von der Käseform auf die Theaterbühne
Nach Feierabend frönt inzwischen nicht nur Sylvain selbst der Theaterliebe. Mittlerweile haben auch Laëtitia und Emma ihre Bühnentalente entdeckt. Während Sylvain – damals passionierter Filmfan – schon mit 25 Jahren beim Licht- und Tonspektakel in Montbenoît und später bei „Lièvremont en scène“ auftrat, ist er inzwischen bei der Truppe „Les Pad Panic“ in Gilley angekommen, für die er regelmäßig Stücke schreibt und inszeniert. Seine Werke sind dunkel-humorig, manchmal sogar „ein bisschen derb“, aber das Publikum liebt sie, so Sylvain. „Ich mache das nicht wegen des Applauses. Aber im Theater wie beim Käse bekommt man direkt eine Reaktion der Menschen. Wenn sie sagen, dass sie’s genossen haben – das ist toll. Ich mag es, Menschen Freude zu machen. Das gibt meinem Tun einen Sinn.“