Informationen sind entscheidend
Es gibt mal wieder Neuigkeiten aus dem Bereich der Nahrungsersatzindustrie. Im Juli 2024 hat die Universität Göttingen eine Presseinformation herausgegeben, die unsere Aufmerksamkeit erregt hat. Klar, dass wir als Liebhaber von naturnaher Ernährung derlei mit einem kritischen Auge betrachten. Doch wir wollen Ihnen nicht vorenthalten, was sich da so tut.
„Käse der Zukunft“ nennt die Hochschule den Trend, bei dem zahlreiche Unternehmen und Institute an biotechnologischen Verfahren zur Herstellung von Milchprodukten arbeiten, die ganz ohne die Mithilfe von Kühen auskommen. Der Prozess nennt sich Präzisionsfermentation und erzeugt mit Hilfe von Bakterien, Hefen oder anderen Pilzen Ei- und Milchproteine. Aus den so gewonnenen Proteinen entstehen dann Produkte, die Milch und Käse in Textur und Geschmack ähnlich sein sollen. Die Befürworter dieser Verfahren versprechen sich davon eine nachhaltigere Lebensmittelproduktion, da nährstoffreiche Proteine mit geringerem Ressourcenverbrauch produziert werden können sollen.
Zu Recht stellen sich auch die Protagonisten die Frage, ob deutsche Verbraucher überhaupt offen für solche tierfreien Alternativen sind. Die Forscher der Universität Göttingen sind dieser Frage in einer Studie nachgegangen, deren Ergebnisse im Detail in der Fachzeitschrift „Future Foods“ nachzulesen sind. Was die Verbraucherakzeptanz angeht, kam dabei heraus, dass „ein Großteil der deutschen Konsumierenden bereit ist, derart produzierten Käse auszuprobieren“. Dazu muss man wissen, dass die Studie auf einer repräsentativen Online-Umfrage mit rund 2.000 Teilnehmenden basiert, bei der untersucht wurde, wie sich verschiedene Informationsaspekte auf die Akzeptanz von derart hergestelltem Käse auswirken. Es wurden hier potenzielle Chancen und Risiken der Technologie, darunter der Bezug zu Nachhaltigkeit, die Auswirkungen auf die Landwirtschaft und die Produktqualität analysiert.
Informationen SIND entscheidend
Informationen, so schreiben die publizierenden Universitätsmitarbeiter erstaunlicherweise zu Beginn ihrer Auswertung, würden nur geringfügig beeinflussen, ob Verbrauchende Käse aus Präzisionsfermentation ausprobieren oder kaufen würden. Lediglich der Hinweis auf die technologisch notwendigen gentechnischen Veränderungen der Mikroorganismen für den Produktionsprozess habe in der Studie zu einer leicht signifikant niedrigeren Bereitschaft geführt, das Produkt zu probieren. Liest man weiter, findet man jedoch eine nahezu gegenteilige Aussage. Da stellt sich dann heraus, dass die Studienteilnehmer ganz unterschiedlich auf die jeweiligen Informationen über die potenziellen Vor- und Nachteile dieser Technologie reagierten. Wurde nämlich eine konstant hohe Qualität der Produkte sowie Vorteile im Bereich Umwelt und Tierwohl betont, erhöhte sich die Bereitschaft, einen solchen Käse zu probieren. Wurden die Studienteilnehmer dagegen über mögliche Risiken informiert, etwa dass Landwirte ihre Einkommensquelle durch die neue Technologie verlieren oder große Unternehmen zu viel Macht auf dem Markt ausüben könnten, ging die Kauf- und Zahlungsbereitschaft für einen solchen Käse stark zurück. Sachliche und umfassende Information ist offenkundig auch hier wie überall essentiell, um Verbraucher in ihren Entscheidungen für oder gegen künstlich hergestellte Nahrungsmittel zu unterstützen.
Interessant ist vielleicht auch der letzte Absatz dieser Pressemitteilung: „Entsprechende Produkte sind in den USA bereits auf dem Markt; eine Zulassung in Deutschland und der Europäischen Union steht noch aus. Die Technologie als solche ist nicht neu – sie wird bereits bei der Herstellung von Medikamenten wie Insulin eingesetzt.“ Na, dann „Guten Appetit“ allerseits.