COMTÉ Blois-sur-Seille

Historischer Milchtransport reaktiviert

Gemeinsam stark

Im Jura-Bergdorf Blois-sur-Seille, das in malerischer Abgeschiedenheit liegt, hatten die Bauern  der abgelegenen Höfe einstmals ein ausgeklügeltes System entwickelt, um die Milch ihrer Kühe auf dem schnellsten Weg in den Ort zu transportieren, wo sich die Käserei befand. Nun wurde diese geniale Milchseilbahn nach 40-jährigem Stillstand in einer Gemeinschaftsaktion wieder reaktiviert.

90 Jahre lang, genauer von 1893 bis 1983, hatte die Seilbahn von Blois die Milch von den Bauernhöfen dreier abgelegener Dörfer ganz ohne Motor bis ins Stadtzentrum transportiert. Grundlage dieser vor 130 Jahren erfundenen Vorrichtung war ein elementares und äußerst effektives Prinzip. Heutzutage betiteln wir solche Konstruktionen als umweltfreundlich und CO2-frei, damals ging es den Bauern wohl vor allem um die effektive und zügige Beförderung ihres wichtigsten Gutes: der Milch ihrer wunderschönen Montbéliard-Kühe.

Und so funktioniert das Ganze: Zwei stabile Tragseile tragen die einfachen Förderkörbe mit den Milchkannen. Diese im gefüllten Zustand natürlich recht schweren Kannen sorgen durch ihr Gewicht dafür, dass die leeren Körbe auf der entgegengesetzten Seite über ein weiteres bewegliches Seil, das über Seilrollen läuft, nach oben gezogen werden. Mit diesem raffinierten Mechanismus wurden die gefüllten Milchkannen viele Jahrzehnte lang erfolgreich vom Weiler Chaumois-Boivin bis nach Blois-sur-Seille über eine Strecke von 500 Metern mit einem Höhenunterschied von 200 Metern hinuntergetragen.

1983 kam dann das Aus für diesen eigentlich sehr gut funktionierenden und kreativen Transportweg. Doch schon nach 15 Jahren des Stillstands fühlten sich einige Enthusiasten angespornt, dieses ländliche Erbe zu retten. Und so begannen die Mitglieder im Freundeskreis der Wölfe von Blois-sur-Seille gemeinsam mit der Stadtverwaltung unter der Leitung von Arlette Guinchard 1998 mit den ersten Restaurierungsarbeiten an der Start- und Zielstation. Im Jahre 2013 wurden dann die Körbe und das Zugseil saniert.

Hartnäckigkeit, Geduld und ein Quentchen Glück

Doch die Wiederinbetriebnahme des Mechanismus war keine leichte Aufgabe. Es bedurfte im Verlauf der letzten 25 Jahre tatsächlich einer ganzen Reihe gemeinschaftlicher Anstrengungen. Und es brauchte Geduld – und nicht zuletzt ein bisschen Glück. Dieses zeigte sich, als 2017 Michel Vieille mit dem Fahrrad an der Milchseilbahn vorbeifuhr. Der ehemalige Professor am ENIL in Poligny und an der Universität Besançon fühlte sich inspiriert und nahm direkt Kontakt mit der Bürgermeisterin von Blois-sur-Seille auf. Gemeinsam machten sie sich erneut auf den Weg, um die für die weiteren Arbeiten erforderlichen Finanzmittel zu beschaffen. Als dann im März 2020 Laurent Besançon zum neuen Bürgermeister der Gemeinde gewählt wurde, setzte er erfreulicherweise die Bemühungen fort. So konnten die Arbeiten tatsächlich im September 2021 beginnen und im April 2022 abgeschlossen wurden.

Nun läuft die geniale Milchseilbahn aus dem 19. Jahrhundert in Blois-sur-Seille schon seit einigen Monaten wieder und transportiert die Milch wieder so, wie es dort lange Zeit der Fall war. Chapeau für diesen gemeinsamen Erfolg! Die an dieser Attraktion sehr interessierten Touristen dürfen dem Schauspiel jeden Donnerstag beiwohnen. Dann läuft zudem im Bürgermeisteramt eine Dokumentation über das gesamte Projekt.

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