Die Jugend rückt eifrig nach
Die Herbst-Ausgabe des in Frankreich erscheinenden COMTÉ-Magazins „Les Nouvelles du COMTÉ“ widmet sich in einem Schwerpunkt dem Thema Generationenfolge und stellt im Titel die Frage, ob man sich auf die Jugend in der Nachfolgethematik verlassen und auf eine sichere Zukunft der Kooperative vertrauen könne. Hier ein paar Antworten von Insidern.
Zuallererst hat sich in dem Magazin CIGC-Präsident Alain Mathieu sehr optimistisch geäußert: „Die Liebe und das Wissen um die Produktion von COMTÉ-Milch, die perfekte Beherrschung der Käseverarbeitung, der Reifung und der Vermarktung sind das Herzstück unserer Branche. Sich in allen Berufen unserer Branche zu engagieren und auch in sie zu investieren, sichert ihre heutige Vitalität und bereitet die von morgen vor. Bei uns wie auch anderswo setzt sich die demografische Kurve durch und beschleunigt das Tempo des Generationswechsels.“ Doch es gebe Anlass zur Hoffnung, dass das Know-how und die Herstellung eines ausgezeichneten COMTÉ fortgeführt werden können. Auch die Dynamik, die bei der Übernahme von Bauernhöfen herrscht, zeuge von echtem Enthusiasmus, der sich von der Situation in anderen Gebieten, wo die Milchmengen rückläufig sind, deutlich abhebt. Die Gründe für die Bereitschaft der jungen Leute, sich zu engagieren, seien vielfältig und gingen weit über wirtschaftliche Ziele hinaus, die zwar unverzichtbar und legitim seien, aber allein nicht ausreichten.
Kollektiver Identitätsstolz
Das neue Lastenheft, so Mathieu weiter, betone den Stellenwert des Menschen und des Know-hows in den verschiedenen Berufen und wird seiner Einschätzung nach dazu beitragen, einen kollektiven Identitätsstolz aufrechtzuerhalten. Auch wenn die Hofübergabe in den allermeisten Fällen vernünftig über die Bühne gehe, dürfe man gewisse Auswüchse doch nicht ignorieren. Dabei spricht Mathieu über Verkaufspreise, bei denen einem schwindelig werden kann und die den Käufer, der manchmal von einer unbekümmerten Lust am Engagement geleitet wird, in eine dauerhafte finanzielle Anspannung bringen können. In diesem Zusammenhang erinnert Mathieu an die kollektiven Werte und die Solidarität, die den Erfolg der Branche begründet haben, und die auch bei der Begleitung von Übernahmen zum Tragen kommen sollten.
Kann man auf die Jungen zählen?
Hört man den Älteren zu, ist ihre Sorge deutlich spürbar. Etliche fragen sich, ob es es in den kommenden Jahrzehnten genügend junge Leute geben wird, die Verantwortung in ihrer Genossenschaft, im CIGC und in den verschiedenen Instanzen des Sektors übernehmen wollen. Doch die Fakten sprechen eine andere Sprache. Schon heute gibt es viele Junge, die sich in der Käsewelt engagieren. Einige sind gar Vorsitzende von Genossenschaften oder Mitglieder des CIGC. Sie sind jung und opfern ihre Zeit für die Kooperative, wie ihre älteren Kollegen vor ihnen. Sie alle wollen mit ihrem Engagement den „Geist des Comté“ weiterleben lassen. Jeder Einzelne leistet seinen Beitrag und so wird das Kollektiv stärker und der Aufwand für jeden Einzelnen bleibt doch erträglich. Denn die Jungen haben auch nicht mehr Zeit zur Verfügung als die Alten. Auch ihr Tag dauert 24 Stunden. Aber sie haben Lust dazu.
„Wir haben eine ganze Reihe junger Männer in unseren Reihen, die von der Branche begeistert sind und Lust haben, dabei zu sein, obwohl ihr Leben manchmal ein `Marathon´ ist“, bestätigt Baptiste Mivelle, Präsident der Genossenschaft Froidefontaine-Doye. Für die meisten von ihnen sei es irgendwie logisch und fast angeboren, sich in der Kooperative zu engagieren. Es liegt ihnen im Blut. Doch sie brauchen die Unterstützung und Ermutigung der Alten, um ihre Berufung zu stärken und die Angst vor allzu eingefahrenen Routinen der Kollektive zu tun. „Es ist nicht immer einfach, wenn man 25 Jahre alt ist, sich gegenüber alten Hasen zu legitimieren. Auch Aline Babou, HR-Beauftragte für Genossenschaften des Juramassivs, ist der Meinung, dass sich die jungen Leute in ihren Betrieben und in den Instanzen der Branche engagieren, weil sie „fest an das Genossenschaftssystem glauben und es nicht aufgeben wollen“.
Ein paar Stimmen
Emilien Pellier-Cuit ist mit seinen 21 Jahren der jüngste im Vorstand des Branchenverbands CIGC. Er hat sich im Mai seiner Schwester und seinem Vater angeschlossen und ist nun Teilhaber des Familienunternehmens Gaec Cart-Pellier. Er trägt den Enthusiasmus im Herzen und im Körper. Im Verwaltungsrat des CIGC ist er nun der neue Vertreter der Jeunes Agriculteurs im Kollegium der Erzeuger, bei denen er schon seit seinem 16. Lebensjahr Mitglied ist. Er sagt: „Ich bin stolz und glücklich, im CIGC zu sein“. Und weiter: „Ich bin noch sehr lernfähig. Ich versuche zu verstehen, wohin jedes Kollegium gehen möchte, Verbindungen zu knüpfen und mich kennenzulernen. … Ich fühle mich nützlich, stolz und zufrieden, wenn ich im Zentrum des Austauschs stehe.“
Baptiste Mivelle ist 33 Jahre alt und hat vor drei Jahren den Posten des Koop-Präsidenten übernommen, weil er unbedingt seine in Schieflage geratene Käserei retten wollte. Auch er begann sein Engagement in der Branchenorganisation als Delegierter der Jeunes Agriculteurs. Seit Herbst ist er Vorsitzender seiner Genossenschaft in Froidefontaine-Doye seit Herbst 2021. „Das Engagement in meiner Genossenschaft hat für mich eine enorme Bedeutung, es ist die Basis. Meine anderen Engagements im CIGC oder in der FRCL haben sich daraus ergeben.“ Auch wenn er manchmal überlastet und frustriert ist, weil es doch recht viel zu tun gibt, macht er gerne weiter, weil es einfach wichtig ist. Sein Fazit: „Die Branche hält dank des Engagements aller zusammen“.
Für Justin Liégeon (30), Milcherzeuger in Courvières, ist „die Sache ist das Geld mehr als wert“. Er findet, die Zeit, die er für die Branche aufwendet, nicht viel, „wenn man sie mit den Vorteilen vergleicht, die wir auf unseren Betrieben haben“. Engagement liegt bei ihm außerdem in der Familie. Er hat sich ganz bewußt die Interprofession, das Herz der Comté-Kette, für sein Wirken ausgesucht. Justin war drei Jahre lang JA-Mitglied im Verwaltungsrat des CIGC und ist nun Delegierter, Mitglied des Informations- und des Wirtschaftsausschusses. Es war nicht immer einfach, aber immer lohnend, findet er. Justin ist auch Mitglied der „Amis du Comté“ (Freunde des Comté). „Eine andere Form des Engagements in der Kette, sehr einfach zu machen, sehr lustig. Den Verbrauchern seine Arbeit zu präsentieren, bringt Magie in die Augen der Leute und ist sehr befriedigend.“